Info zu AVANTI bei SBB P

Verpasste Chancen beim Programm Avanti bei SBB Personenverkehr

Wie bereits durch den Leiter ZFR angekündigt, besteht ab Dezember 2023 bei SBB Personenverkehr die Möglichkeit, sein Strecken- und Fahrzeugrayon durch die freiwillige Verpflichtung zur Arbeit an einem weiteren Depotstandort aufzuwerten. Es kann davon ausgegangen werden, dass mit diesem Ansatz auch versucht werden soll, die hohen Taxikosten zu senken.

Grundsätzlich erkennen wir an dieser Möglichkeit im Vergleich zur heutigen Mehrwegregelung oder der Arbeit mit zwei Arbeitsverträgen an keinen grossen Mehrwert. Wir erkennen aber auch kein grosses Konfliktpotential, da die bekannten Modalitäten zur Anwendung kommen.

Bedauerlich ist aus unserer Sicht, dass AVANTI wiederum ein sehr minimalistischer Ansatz ist und die Chance verpasst wird, das Lokpersonal auf Rayons nahegelegener Depotstandorte harmonisiert und vollumfänglich auszubilden. So wird die dauerhafte Etablierung von zusätzlicher Flexibilität des Lokpersonals für die Unternehmung nicht erreicht werden können. Und dies trotz fortbestehender und zunehmender Problematiken mit kurzfristigen Änderungen im Fahrzeugeinsatz, diverser Anpassungen aufgrund von Bauarbeiten sowie allgemeiner Anspruch auf Zunahme von Flexibilität und Wirtschaftlichkeit.

Eine bei SBB Personenverkehr durch den VSLF angestossene Schattenplanung im Jahr 2011 brachte hervor, dass das Lokpersonal zahlreicher Bahnen unter Anwendung logischer Argumente und Vorgaben, wie beispielsweise geografischer Nähe, schweizweit einheitlich und harmonisch zu verplanen wäre. So konnte dargelegt werden, dass die effektiven Produktivitätsgewinne dann erzielt werden können, wenn das Personal symbiotisch verplant wird und dadurch Leerzeiten vermindert werden. Vermeintlich unproduktive Arbeiten wie Vorbereitungszeiten, Wegzeiten, Manöver oder Bremsproben werden zur Erstellung produktiver Arbeiten wie einer Zugfahrt mit Passagieren zwingend benötigt. Sie sind deshalb auch als produktive Zeiten auszuweisen.

Dennoch ist die Produktivität seit der Erfassung 2011 nur von 50% auf angebliche 52% im Jahr 2021 gestiegen; und dies trotz deutlicher Zunahme zu tätigender administrativer Aufgaben.

Festzuhalten ist hierbei, dass das Lokpersonal seinen Arbeitsalltag nicht selbst gestaltet. Von Dienstantritt bis Dienstende ist jede einzelne Minute einer voraus geplanten Tätigkeit zugeordnet. Es stellt sich die Frage, weshalb es der Planung nicht gelingt, das Lokpersonal effizienter einzuteilen.

Wir schlagen ein integral verplantes Lokpersonal über möglichst alle EVU’s hinweg vor. Was wegfällt sind Dienst- und Taxifahrten, unproduktive Touren zur Erledigung einzelner Restarbeiten oder erzwungene Standortverschiebungen nach Ausbildungsabschluss. Die Produktionsplanung und das Störungsmanagement werden stabiler und effizienter, die Möglichkeit auf Streckensperrungen und Bauarbeiten zu reagieren optimiert. Für das Lokpersonal stellt sich eine erhöhte Verfügbarkeit und Flexibilität ein, welche der Betrieb so sehr benötigen würde.   

Weiterführende Informationen erscheinen im nächsten Locofolio.

VSLF Nr. 738, 29. Oktober 2022 RF