SBB Cargo wieder zu 100% SBB-Tochter

Die SBB Cargo AG wird die Minderheitsanteile von 35% der Swiss Combi (Planzer Holding AG 40%, Camion Transport AG 40%, Bertschi AG 10% und Galliker Holding AG 10%) zurückkaufen und wird somit wieder eine 100% SBB-Tochterfirma. Der Güterverkehr ist so wieder auf Stufe SBB Konzern geleitet und Cargo erhält seinen Sitz in der Konzernleitung zurück. Die Neuaufstellung ist in Abstimmung mit dem Eigner der SBB erfolgt und muss noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden.

Die Neuaufstellung von SBB Cargo ist auch im Hinblick auf eine mögliche staatliche Förderung beim Einzelwagenladungsverkehr (EWL) zu verstehen. Das eidgenössische Parlament wird darüber befinden.

 

Positive Rückkehr

Der VSLF begrüsst diesen Schritt zurück zur alten Struktur, da SBB Cargo im Konzern gestärkt wird und Synergien durch Beseitigung der vielen Redundanzen gewonnen werden können. So ist das Potential bei HR, Sicherheitsabteilungen wie SQU/SP und weiteren Parallel-Organisationen sehr gross.

Auch im Bereich des Lokpersonals besteht die grosse Chance, die Spaltung der Organisationen rückgängig zu machen und Optimierungen bei den Arbeitsleistungen zu erreichen. Neben einer Vereinfachung und Verminderung der Vorschriften, wie kürzlich vom CEO der SBB gefordert, lassen sich auch die Hürden für das gegenseitige Arbeiten des Lokpersonals bei Cargo und Personenverkehr beseitigen. Dies stärkt die Flexibilität der SBB und steigert die Attraktivität des Berufes für die Zukunft.

Dass künftig die Verkehre, welche nicht dem EWLV zugeordnet werden, wie beispielsweise Blockzüge oder Leistungen an die Infrastruktur, unternehmensintern getrennt abgerechnet werden können, stellt kein Problem dar und wird auch beim Personenverkehr mit dem subventionierten Regionalverkehr und dem Fernverkehr angewendet.

Mit den Möglichkeiten der Vereinfachung und Zusammenführung mit dem Mutterhaus lassen sich Einsparungen generieren, welche finanzielle Belastungen für die SBB und SBB Cargo spürbar senken werden. Dieselben Synergieeffekte liessen sich auch mit den weiteren Tochterfirmen der SBB wie TILO, Thurbo oder RegionAlps, erzielen. Aufgrund des Aufgabenbereichs der Tochterfirmen, einzig Fahrleistungen von Zügen zu erbringen, lassen sich sehr schlanke Strukturen einrichten. Durch den Kostendruck der öffentlichen Hand wären solche Entscheide notwendig.

Als Vertreter des Lokpersonals und Sozialpartner von SBB Cargo werden wir darauf hinarbeiten, dass die Anstellungsbedingungen sich an denjenigen der SBB Konzernmutter orientieren. So wäre es grundsätzlich auch denkbar, nur noch einen GAV für beide Unternehmungen zu verhandeln.

 

Neuer CEO bei SBB Cargo

Als neuer CEO der SBB Cargo wurde Alexander Muhm gewählt, er hatte bisher als Leiter Immobilien Einsitz in der Konzernleitung SBB. Somit wechselt er den Bereich innerhalb der KL und löst die jetzige CEO der SBB Cargo, Désirée Baer, ab. Herr Muhm hat zudem auch Einsitz im Verwaltungsrat der Hupac AG. Wir sind gespannt, ob der neue CEO diverse Projekte stoppen kann, welche der mittelfristigen Wirtschaftlichkeit im Güterverkehr abträglich sind und grosse Kosten auslösen.

Mit der neuen Struktur bei SBB Cargo verlässt auch Nicolas Perrin, ehemaliger CEO SBB Cargo von 2008-2020, seine bisherige Funktion im Verwaltungsrat. Er studierte an der ETH Bauingenieurwesen, trat 1987 bei der SBB ein und begann bei SBB Cargo 1999 als Leiter Produktion und Stellvertreter des Divisionsleiters. Unsere Verhandlungsgespräche mit Nicolas konnten immer auf einer guten konstruktiven Basis geführt werden.

VSLF, Nr. 767, 12. Juni 2023, KP