Fehlerhafte Zug- und Bremsreihen bei SBB-Cargo

Der VSLF hat die Leitung SBB-Cargo am 17.11.2023 darüber informiert, dass grosse Sicherheitsbedenken bezüglich der «Meldung an den Lokführer» im Zusammenhang mit dem Informationssystem «Orca» aufkommen. In unserem Schreiben haben wir SBB Cargo dazu aufgefordert, sofortige Massnahmen zu treffen, um den sicheren Eisenbahnverkehr zu gewährleisten und eindeutige Informationen zu den Zügen bereitzustellen.

Die «Meldungen an den Lokführer» beinhalten die Zugreihen und das Bremsverhältnis des Zuges, welches für die sichere Zugführung und die Maximalgeschwindigkeiten ausschlaggebend sind. Diese Angaben ändern zum Teil während der Zugfahrt und müssen folglich als willkürlich betrachtet werden. Die Einordnung der vorhandenen Zug- und Bremsreihe nach System Orca muss folglich als nicht eruierbar betrachtet werden. Ohne korrekte Angaben über die Güte der Bremsen ist eine sichere Zugführung nicht möglich.

Gemäss Aussagen von SBB Cargo sind nicht nur Orca bzw. die daraus abgeleitete Willy-App dafür verantwortlich, ursächlich sei ein Zusammenspiel der verschiedenen alten und neuen Programme, die zur Ablösung der veralteten CIS-Systemwelt (CIS-Cargo, CIS-Infra, ZIS, Lok-sys etc.) eingespielt werden.

Insbesondere die Umstellung der bestehenden Rangierbahnhof-Systeme auf die neue Systemwelt hat ab Ende September zu Datenproblemen geführt, die zwar nicht sicherheits- jedoch bahnbetriebsrelevant seien. Es stellt sich auch heraus, dass die RCP Mitarbeitenden in der neuen Anwendungsumgebung nicht flächendeckend geschult wurden, was auschlaggebend für weitere Fehler ist. In der Transportoperation sind zurzeit mehrere Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen aufgeboten worden, um die Daten zeitnahe zu flicken.

Die Lokführer werden angewiesen, bei Unsicherheiten zu den Daten in den Systemen sofort telefonisch Rücksprache mit der Transportoperation (G-PN-TOP) zu nehmen und gegebenenfalls den Zug anzuhalten oder abzustellen, bis die Datenlage geklärt ist. Auch sind jegliche Abweichungen konsequent durch die Lokführenden mittels ESQ-Meldungen zu dokumentieren.

Der VSLF unterstützt diese Massnahmen grundsätzlich, weist aber erneut darauf hin, dass sich das Lokpersonal im Rahmen der prozessualen Unterstützung durch digitale Mittel bei der Zugvorbereitung mittlerweile mit weiteren zusätzlichen Aufgaben zu beschäftigen hat. Die Überprüfung der Systeme auf Logik und Plausibilität ist nicht Kernaufgabe, die Verantwortung über die korrekte Datenerfassung und Bereitstellung liegt bei der Unternehmung.

Eine Analyse seitens SBB-Cargo hat ergeben, dass die Daten zum Zeitpunkt der Abgangskontrolle und somit bei der Abfahrt des Zuges korrekt gewesen seien. Sollte es ab dem Erscheinungsdatum dieses Newsletters anderslautende Rückmeldungen geben, bitten wir eine sofortige Mitteilung an Beda Breu oder Martin Geiger.

Zur Bewältigung der herausfordernden Gesamtsituation wurde per 30.10.2023 der Führungsstab «Formationsdaten Güterverkehr» unter Lead von SBB-Infrastruktur installiert.

Beda Breu, Vorstand VSLF:        sbb.c_2(at)vslf.com / 079 505 14 53
Martin Geiger, Vorstand VSLF:   sbb.c(at)vslf.com / 079 505 17 74

VSLF Nr. 787, 23. Nov. 2023 MG / BB