Frühlings-Newsletter

Verhandlungen SBB GAV / BAR

Für den Gesamtarbeitsvertrag GAV SBB und SBB Cargo sind mögliche Gespräche ab Sommer bis Ende 2024 angedacht. Im Fokus steht nicht eine Neuverhandlung, sondern Anpassungen bzw. Verbesserungen einzelner Punkte. Bisher haben jedoch weder die Gewerkschaften / Verbände der Verhandlungsgemeinschaft noch die SBB selbst Verhandlungen gefordert. In diesem Zusammenhang ist auch eine Überarbeitung der BAR (Bereichsspezifische Arbeitszeitregelungen) Lokpersonal möglich. Anregungen und Eingaben dazu nimmt der VSLF gerne per Mail entgegen: input@vslf.com


Projekt WEST / IPP

Das Projekt West (Weiterentwicklung der Schicht- und Tourenarbeit) ist im SBB Digifonds entstanden und wird nun durch Human Resources betreut. Es hat zum Ziel, die Autonomie der Mitarbeitenden und die Arbeitsflexibilität im Sinne der Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben zu erhöhen. Im Moment stehen zwei Flexibilisierungsansätze im Fokus: «Wunscheingabe» und «Tauschbörse». Dazu werden verschiedene Lösungsansätze getestet und analysiert. Es wird angestrebt, Rahmenbedingungen für das unregelmässig arbeitende Personal der SBB zu schaffen, sodass für alle dieselben Möglichkeiten der Wunscheingabe und Tauschmöglichkeit bestehen, unabhängig von Einteilungsmethode oder Organisationszugehörigkeit. Der VSLF begrüsst grundsätzlich Verbesserungen in diese Richtung. Es stellt sich jedoch die Frage, inwiefern positive Auswirkungen etwaige negative überwiegen. Es bestehen ähnliche Überlegungen in Bezug auf die Implementierung von IPP (Integrierte Produktionsplanung), welche dereinst Sopre als Einteilungstool ersetzen und die Flexibilität allgemein erhöhen soll. Meinungsäusserungen dazu nimmt der VSLF ebenfalls gerne per Mail entgegen: input@vslf.com


Lohnverhandlungen Thurbo

Bei Thurbo findet die nächste Lohnverhandlung entgegen der bisherigen Terminfolge per 1. Juli statt wie bisher per 1. Januar statt. Das Lokpersonal ist dank des garantierten Lohnaufstiegs, welcher mit dem GAV 2024 im Sommer in Kraft tritt, nur noch bezüglich Teuerungsausgleich vom Verhandlungsergebnis betroffen. Individuelle Lohnmassnahmen sind im neuen GAV so geregelt, dass das Lokpersonal das Lohnmaximum innert 18 Jahren in definierten Schritten erreicht.


Erneuerung GAV bei der SOB

Die GAV-Verhandlungen bei der SOB konnten abgeschlossen werden. Als wichtige Neuerung wird unter anderem eine komplett überarbeitete und vorteilhafte Pausenreglung eingeführt. Neu wird bei Pausen 60% der Dauer als Arbeitszeit verbucht und deren maximale Länge auf zwei Stunden begrenzt. Sobald das Verhandlungsergebnis verabschiedet ist, folgen ausführliche Informationen.


Verleihung von Lokpersonal der BLS

Seit vergangenem März verleiht die BLS einen Teil ihres Lokpersonals temporär an andere Bahnen, unter anderem an die Rhätische Bahn RhB. Obwohl das Angebot für einzelne Lokführer attraktiv sein mag, darf der zugrundeliegende Mechanismus hinterfragt werden. Personal wird verliehen und gleichzeitig von anderen Anbietern eingemietet bzw. rekrutiert. Dem häufig geäusserten Wunsch des Personals, weitere Fahrzeuge zu bedienen oder zusätzliche Strecken zu befahren, wird in der Regel nur selten entsprochen. Dass dies nun aber bei arbeitgeberseitigem Bedarf plötzlich und unkompliziert ermöglicht wird, kann als inkonsequent betrachtet werden. Kurzfristiges wirtschaftliches Denken und eine fragwürdige Prioritätensetzung führen immer wieder zu Unterbeständen beim Personal, was höhere Belastungen und Mehrleistungen zur Folge hat.


Railcube bei BLS Cargo

Im November 2023 wurde bei BLS Cargo das neue Planungssystem Railcube eingeführt. Es sollte die Abläufe vereinfachen und Telefonate mit der Disposition verringern. Eingetroffen ist jedoch das genaue Gegenteil: Zu Beginn gab es massive Probleme mit der Schnittstelle zum bestehenden Programm Railopt, über welches die Zeitabrechnungen ausgegeben werden. Diese Konflikte konnten in der Zwischenzeit zum Teil behoben werden, jedoch müssen bis heute alle Vor- und Nachleistungen durch die Disponenten manuell eingegeben werden. Die jeweilige Arbeitszeit ist zwar im Dienst hinterlegt, doch fehlen sämtliche zusätzlichen Angaben wie beispielsweise Lokabstellplätze. Auch ist für die Disposition das Arbeiten mit Railcube um einiges aufwändiger als mit dem vorherigen System. Ein zuverlässiges Funktionieren dieses Tools ist noch nicht absehbar.


Arbeitsleistung nach Signalfällen

Ein Signalfall ist für das Lokpersonal oft sehr einschneidend. Als direkte Folge vom Dienst freigestellt zu werden und dadurch Zeitabbau zu erfahren, kann als zusätzliche Strafe wahrgenommen werden. Der VSLF hat daher das Vorgehen bei SBB P und Cargo abgeklärt. Nach einem Signalfall und bis zur allenfalls notwendigen Kontrollfahrt werden Mitarbeitende vom Fahrdienst befreit und es kann Büroarbeit angeboten werden – will man diese Arbeit nicht annehmen, wird arbeitsfrei zulasten des Angestellten eingeteilt. Ein Bezug von Zeitguthaben findet nur in diesem Fall statt. In der Regel handelt es sich dabei um einige Arbeitstage, es kann aber auch deutlich länger andauern. Dieses Vorgehen ist bei der SBB GAV-konform.


FDVSLF

Aufgrund der anstehenden Änderungen bei den FDV, AB Infrastruktur sowie BV Verkehr der einzelnen EVU wird das FDVSLF-Heft per Sommer 2024 ebenfalls überarbeitet. Der Versand der Neuauflage erfolgt automatisch an alle Mitglieder des VSLF, sobald die Anpassungen bekannt sind und eingearbeitet werden konnten. Das FDVSLF fasst die für das Lokpersonal relevanten Vorschriften kompakt zusammen und ist nicht nur für die Vorbereitung auf die Periodische Prüfung eine grosse Unterstützung.


Bildung VSLF – Phönix und Seminare

Per Januar 2024 hat der VSLF das Lernprogramm Phönix, welches mitunter als Prüfungsvorbereitung sehr beliebt ist, übernommen. Das Programm läuft stabil und es gab bereits über 500 Neuanmeldungen. Für Mitglieder des VSLF ist die Nutzung kostenlos. Ebenfalls sehr beliebt sind die FDV-Seminare in Sigriswil, Olten und Brunnen. Nach einigen ausgebuchten Kursen gibt es vom 5.-8. Juni noch einige freie Plätze für Kurzentschlossene, ebenso in den Herbstseminaren.


Erfolgreicher Verhandlungsabschluss GDL Deutschland

Nach einer fünfmonatigen Verhandlungszeit konnten die GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) und die DB AG Ende März 2024 einen Tarifabschluss erzielen. Die darin enthaltenen Verbesserungen für das Eisenbahnpersonal sind nachhaltig: Allgemeine Lohnerhöhungen, höhere Zulagen, Inflationsausgleich und insbesondere eine Absenkung der Wochenarbeitszeit verdienen Würdigung. Die Verhandlungen bedurften grosser Solidarität unter den Mitgliedern und eines starken Durchhaltewillens der Verhandlungsleitung. Die Streikbereitschaft wurde mitunter massiv kritisiert. Leider ging dabei zuweilen vergessen, dass im Arbeitskampf mindestens zwei Parteien dafür Verantwortung tragen, eine Einigung zu erzielen.

 

VSLF Nr. 809, 4. Mai 2024 HH