Ergänzende Informationen zum Lohnsystem Thurbo

Grössere Darstellung im PDF unten.

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Nach den zwei Versammlungen der Personalverbände in St. Gallen letzten Herbst hat die Geschäftsführerin der Thurbo, Claudia Bossert, in einer Videobotschaft den Stand der Verhandlungen vorgestellt. Die Ausführungen decken sich weitgehend mit anderen Einschätzungen und geben die Diskussionspunkte gut dar.

Wir erlauben uns folgende zusätzlichen Ergänzungen:

  • Die Speisung von jährlich 1% der Lohnsumme in das Lohnsystem ist die aktuelle Vorstellung von Thurbo. Bei Abschluss des 1. GAV von 2002 wurde ein Anstieg vom Minimum bis zum Maximum in der Regel von 18 Jahren festgehalten, was jährliche Mittel von ca. 2% nötig machen würde (Aktuell sind ca. 1% die Mutationsgewinne, welche eingespeist werden.)
     
  • Die Anzahl Freitage ist nicht mit der SBB vergleichbar, da die Freitage mit dem Tourendurchschnitt zusammenhängen und je nach Gruppe und Standort ändern können. Die SBB hat jedoch eine 41 Std. Woche (2’050 Std. JAZ) gegenüber einer 40 Std. Woche bei Thurbo (2’000 Std. JAZ).
     
  • Die SBB und SBB Cargo haben neu ab 2023 für das Lokpersonal Kat. B einen festen Lohnanstieg vom Minimum zum Maximum im Lohnband von 10 Jahren.

Graphische Darstellung der Lohnaufstiege / Lohnsysteme

In der Tabelle unten ist ersichtlich, wie sich die verschiedenen Lohnsysteme auf die Löhne auswirken.

Der aktuelle Minimallohn bei Thurbo für einen Lokführer im Lohnband 3 beträgt Fr. 65’488.-; der Maximallohn im Lohnband 4 Fr. 108’306.-.

1% der Lohnsumme entspricht ca. Fr. 500’000.- inklusive den Sozialabgaben.

Thurbo führt ihre Berechnungen auf der Basis von durchschnittlich 1% Lohnsummenerhöhung pro Jahr aus. Dies entspricht ca. Fr. 33.- pro Matrixpunkt. (hellgrüne Kurve).

In den Anfangsjahren der Thurbo wurde von mindesten 2% Lohnsummenerhöhung ausgegangen, um das Lohnsystem zu speisen. Durch die vielen neuen Mitarbeiter im unteren Teil des Lohnbandes müsste sich die Speisung des Lohnsystems weiter erhöhen, um den gleichen Effekt zu erwirken. Dies ist in der Kurve mit einem Matrixpunkt Fr. 80.- / ca. 2,5% Lohnprozente ersichtlich (gelbe Kurve). Damit wäre ein Aufstieg in 18 Jahren gegeben.

Das von Thurbo angestrebte Lohnsystem 103-7+7+11 entspricht in etwa einem Matrixpunkt von Fr. 50.- mit der Neuerung, dass der Aufstieg neu bei Fr. 103’000.- endet (blaue Kurve). Diese Kurve würde in etwa erreicht, wenn die jährliche Lohnsumme von 1% auf 1,5% erhöht werden würde, und zwar bis zum Maximum von Fr. 108’306.- (graue Kurve).

Ein linearer Aufstieg in 10 Jahren von Fr. 65’000.- bis Fr. 103’000.- und ein Verzicht auf einen Endbetrag von Fr. 108’306 ist der aktuelle Kompromissvorschlag von Seite Verhandlungsgemeinschaft VG (rote Kurve).

Das neue Lohnsystem der SBB für Lokführer Kat. B beinhaltet einen linearen Aufstieg in 10 Jahren von Fr. 70’566.- bis Fr. 103’566.-. Dazu muss erwähnt werden, dass die Jahresarbeitszeit 2’050 Stunden beträgt, also 50 Std. mehr pro Jahr (pinke Kurve).

Die leichten Knicke in den Kurven hellgrün, grau und gelb ergeben sich aus der Aufteilung der Matrixpunkte in 1/4 = 4 Punkte | 2/4 = 3 P. | 3/4 = 2 P. | 4/4 = 1 P.

Bei der hellblauen Kurve ist der Knick nach dem 7. bzw. dem 14. Dienstjahr.

Fazit

Die Grafik zeigt die notwendigen Mittel zwischen den Kurven für das entsprechende Lohnsystem.

  • Mit den Lohnanstiegen aus den bisherigen Lohnverhandlungen dauert der Aufstieg bis zum Lohnmaximum praktisch ein ganzes Berufsleben lang. So sind langjährige Mitarbeiter mit über 17 Dienstjahren noch nicht bei Fr. 100’000.- angekommen. Es entspricht in etwa der hellgrünen Kurve.
     
  • Mit einer Speisung von jährlich 2,5% (z.B. 1,5% plus 1% Mutationsgewinne) ist der Aufstieg vom Minimum bis zum Maximum des Lohnbandes in 18 Jahren durchschritten (gelbe Kurve).
     
  • Der Vorschlag Thurbo (hellblaue Kurve) würde ca. Fr. 500’000 weniger Mittel benötigen als eine Speisung mit jährlich 2,5% (gelbe Kurve).
     
  • Die Kurve mit dem Matrixpunkt Fr. 50.- ist bis Fr. 103’000.- etwa deckungsgleich mit dem Vorschlag Thurbo (graue Kurve).
     
  • Mit einem Matrixpunkt von Fr. 28.- (Lohnmassnahme 2022) bekommt ein Mitarbeiter im Lohnbandminimum einen Lohnaufstieg von Fr. 112.-/Mt. gewährt, Fr. 84.- mehr als ein Mitarbeiter, der bald am Lohnbandmaximum anstosst.

Die Lohnunterschiede (Minimum bis zum Maximum) bei den Lokführern innerhalb der Thurbo betragen bis zu Fr. 43’000.- im Jahr (Fr. 3’300.-/Mt.).

Die Lohn-Ungerechtigkeiten (Ausreisser nach unten) bei den Lokführern mit gleichem Dienstalter innerhalb Thurbo betragen zum Teil über Fr. 25’000.- im Jahr (Fr. 1’923.-/Mt.). Diese Problematik hat nichts mit dem Lohnsystem zu tun, sondern ist durch die unterschiedlichen Einstellungslöhne des Arbeitgebers entstanden.

Dass das Lokpersonal neu in einem Lohnband vom Minimum zum Maximum geführt werden soll ist eine Vereinfachung des Systems. Auch die Möglichkeit nach einem festen, weitgehend garantierten Lohnaufstieg ist zu begrüssen.

Ob alle Regelungen, welche primär für das Lokpersonal besprochen wurden, auf alle Angestellten der Thurbo angewendet werden, ist noch nicht beschlossen worden.

Überlegungen VSLF

Für den VSLF ist klar, dass ein neues Lohnsystem bei Thurbo innerhalb der Bahnbrache abbildbar sein muss, insbesondere gegenüber dem Mutterhaus SBB. Thurbo Lokführer machen dieselbe Arbeit, zum Teil sogar auf denselben Fahrzeugen und denselben Strecken wie die SBB-Kolleg/innen.

Eine Einigung auf ein Lohnsystem mit einem tiefen Niveau durch die Sozialpartner der Verhandlungsgemeinschaft würde für viele Jahre eine deutlich tiefere Entlöhnung bei Thurbo zementieren. Dies ist für uns nicht vertretbar.

VSLF Nr. 706, 30. Dezember 2022, HG/MB